Friday, June 08, 2007

13042007
meine hände sind alt geworden
und meine grossmutter ist gestorben.
in ihrem garten,
neben dem apfelbaum,
dort wo jetzt die äpfel am boden verfaulen,
weil sie niemand aufgehoben hat,
stand einmal eine kleine burg aus stein.
die ameisenburg.
fast kann ich sie noch sehen,
obwohl sie schon lange nicht mehr da ist.
warum mein grossvater sie weggeräumt hat,
habe ich nie verstanden,
ich habe auch nie nachgefragt.
eines tages war sie einfach nicht mehr da.
irgendjemand erzählte mir damals,
dass der ameisenkönig dieser burg ein blaues
und die ameisenkönigin ein rotes kleid anhätten.
diese kleidchen wären jedoch so klein,
dass man sie nur als färbige punkte
auf dem hinterteilen der beiden ausmachen könne.
und so saß ich,
stunde um stunde
vor der ameisenburg
und während die sonne meine nase kitzelte
wartete ich auf den auftritt des regentenpaares.
meine grossmutter ist gestorben.
mein grossvater ist heute 80 geworden.
er ist einsam.
meine hände sind alt geworden.
ich sitze im garten
und während die sonne meine nase kitzelt,
kneife ich meine augen zusammen
und blinzle auf die bank,
auf der sie manchmal sass.
neben der bank
steht noch immer ihr besen,
den sie viel öfter in der hand hatte,
als sie auf der bank gesessen ist.
und trotzdem,
wenn ich blinzle,
kann ich sie fast dort sitzen sehen
und lächeln.
die rechte hand,
der ehering glitzert in der sonne,
ruht auf ihrem oberschenkel.
die linke hand,
ist auf die bank gestützt,
um gleich wieder schwung zum aufstehen zu holen,
oder weil sie gerade schmerzen hat.
das weiss man nie so genau.
über ihre schmerzen redet sie nicht.
wenn sie lacht,
sieht man ihre goldkronen aufblitzen.
ihre schönen, weissen haare sind frisch geschnitten
und hie und da streicht sie sich ihre neue frisur glatt.
an diesem nachmittag hat sie eine lila hose
und ein orange-gelb gemustertes arbeitskleid an.
ich kann es nicht genau erkennen,
aber ich glaub es hat ein blumenmuster.
sie lacht wie ein kleines mädchen.
mit ihren selbstgestrickten patschen
steckt sie in viel zu grossen arbeitsschuhen.
wie ich früher,
mit mama's stöckelschuhen.
und da sitzt sie endlich und lacht,
langsam.
ihre augen strahlen.
sie beobachtet genau,
weil sie nicht alles hört was gesprochen wird,
aber das gibt sie nicht zu.
und kaum hat man's sich versehen,
schlurft sie in ihrer schuhkonstruktion herum,
zupft unkraut,
kehrt weiter
und ist wieder ganz für sich.
meine hände sind alt geworden
und meine grossmutter sitzt auf der bank.
sie lächelt in die sonne.
mein grossvater hat geburtstag.
er ist einsam.

2 Comments:

Blogger glatteis said...

hi du lilli... :)
schön das dein blog wieder fährt, wie ich grad entdeckt hab. ich surfe auch manchmal herum, find aber irgendwie immer weniger das mich interessiert. liebe grüss luc

7:32 AM  
Blogger just_lili said...

(blume) für dich *m

11:11 PM  

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